Die erzgebirgische Feldheckenlandschaft
Wussten Sie, dass allein der Altkreis Annaberg mit einer Gesamtlänge von 250 km Hecken zu den Gebieten mit der höchsten Feldheckendichte in ganz Sachsen gehört?
Die nachhaltige und naturverträgliche Entwicklung der in Sachsen einzigartigen Steinrückenlandschaft ist nicht nur eine langfristige Aufgabe für die Landschaftspflege und den Naturschutz.
Gerade die hiesige Landwirtschaft hat in der Geschichte zur Entstehung dieser von Waldhufen und Ackerterassen geprägten Landschaft beigetragen und ist auch heute als größter Flächennutzer unmittelbar betroffen.
Denn auf Wiesen und Äckern erfüllen Hecken ökologische Funktionen, die dort auch der Landwirtschaft zugutekommen. Sie mindern z. B. die Bodenerosion oder bieten Weidetieren Schutz. Andererseits stellen überalterte Baumhecken Landwirtschaftsbetriebe vor technische Probleme bei der Bewirtschaftung Ihrer Flächen.
Aus der Sicht des Naturschutzes ist eine kontinuierliche Verjüngung der Feldhecken notwendig, um die wertgebenden Eigenschaften strukturreicher Lebensräume für seltene Tierarten wie Feldhase, Haselmaus oder Neuntöter in unserer Kulturlandschaft zu erhalten.
In der Vergangenheit zurückliegender Jahrhunderte wurde der Bewuchs der Steinrücken fortlaufend und in regelmäßigen Abständen „auf-Stock-gesetzt“, also herunter geschnitten.
Warum machte man sich - bei damaligem Stand der Technik - diese mühevolle Arbeit überhaupt?
Vor allem, um die damals sehr klein strukturierten Wiesen und Äcker von konkurrierendem Bewuchs durch Gebüsche freizuhalten. Sicher aber auch zur Gewinnung von Nutz- und Brennholz.
Die heute so schützenswerte und ökologisch einzigartige Steinrückenlandschaft entstand erst im gemeinsamen Wirken von Natur und Mensch.
Seit etwa 60 Jahren findet die Verjüngung aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr statt.
Aus einstmals lichten und artenreichen Strauchecken haben sich zunehmend überalterte Baumreihen entwickelt.
Arten des Offen- und Halboffenlandes finden in den zunehmend baumbeherrschten und überalterten Beständen immer schlechtere Lebensbedingungen.
Blühende Krautsäume verschwinden im Schatten dichter Baumgruppen, lichthungrige Gebüsche aus Him- und Brombeere, Rose, Schlehe und Weißdorn weichen dem Konkurrenzdruck der dominierenden, überwiegend aus Bergahorn und Gemeiner Esche bestehenden Baumschicht.
Dieser Rückgang an Pflanzenarten und die Veränderung der Biotopstrukturen führen zu einer weiteren Gefährdung einheimischer Tierarten.
Der Neuntöter, aber auch Säugetiere wie die nach europäischem Naturschutzrecht geschützte Haselmaus, das Wiesel, der Feldhase sowie die in Sachsen vom Aussterben bedrohten Fledermausarten brauchen struktur- und blütenreiche, lichte Hecken, um in unserer Kulturlandschaft überleben.